Der 1. Oberurseler Werte- und Wirtschaftskongress kann positive Bilanz ziehen. 270 Teilnehmer, inspirierende Referate, große Begeisterung bei den Besuchern, einhelliges Lob für die Organisatoren vom fokus O. Doch was, nachdem die Kongressmappe geschlossen ist? Folgen den schönen Referaten auch Taten? Auf jeden Fall, so ist zu hören. Der Kongress zieht Kreise und fördert neue Formen der Zusammenarbeit.
Zwei Tage lang dozierten und diskutierten Unternehmer und Politiker, Vertreter von Kirchen und Verbänden, Philosophen, Soziologen, Kommunikationsexperten und Stadtplaner über die Möglichkeiten werteorientierten Wirtschaftens. Wenn es ein gemeinsames Fazit der Referenten mit all ihren unterschiedlichen Facetten und Meinungen gibt, dann dieses: Langfristig lohnt sich die Orientierung an Werten immer. Zwar sind diese selbstverständlich nicht bei allen deckungsgleich, doch lassen sich viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den 10 Geboten, dem Leitbild einer Stadt und Unternehmensleitlinien finden. Dass die Umsetzung und Einhaltung eine Herausforderung für sich ist, versteht sich.
Prof. Horst Stöcker vom GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt, der in Oberursel-Weißkirchen lebt und beim Kongress ein vielbeachtetes Referat hielt, ist einer, der wissenschaftliche Höhenflüge mit angewandter Technologie zu verbinden weiß und auch sonst gern Nägel mit Köpfen macht. Er schrieb wenige Tage nach dem Kongress an den fokus O. und berichtete, zwei Absolventen der Hochtaunusschule hätten sich zum dualen Studium Maschinenbau mit der GSI als Partner beworben – „Die haben wir gleich genommen.“ Der Geschäftsführer einer Planungsgesellschaft für Medizintechnik kam ins Grübeln, nachdem er das Referat von Dr. Dieter Zetsche gehört hatte. Dieser hatte ausgeführt, viele Unternehmen verfügten zwar über Werte und Leitsätze, zwei Dritteln der Beschäftigten seien diese aber nicht bekannt. „Solche Werte kann man den Hasen geben. Wenn man will, dass Werte nicht nur als Hasenfutter taugen, muss man darüber reden“, so Zetsche. Nun will der junge Unternehmer die Leitsätze des eigenen Unternehmens noch stärker nach innen und auch nach außen tragen: „Unsere Verlässlichkeit und unser Verantwortungsbewusstsein sind gelebte Werte, die wir uns durchaus auf die Fahne schreiben und mit denen wir bei potenziellen Kunden punkten können.“
Der eigens aus Halle angereiste Rechtsanwalt Thomas Merkel, der für das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik tätig ist und dort selbst eine Seminarreihe „CSR für den Mittelstand“ plant, zeigte sich angetan: Ich habe viele Anregungen erhalten, meine Anerkennung für diesen sehr gelungenen Kongress! Besonders gefallen hat mir die Verknüpfung der Wertediskussion mit unserem christlichen Kulturkreis. Es wurde deutlich, dass wir es bei der Verknüpfung zwischen erfolgreichem Unternehmertum und verantwortungsvollem Umgang mit Menschen, Umwelt und Ressourcen nicht mit einer Modeerscheinung aus den USA zu tun haben, sondern auf eine sehr lange europäische Tradition zurückblicken können. Auch Sabine Jürgens-Krenzin, Kommunikationsberaterin aus Oberursel, war begeistert: „Die großartigen Vorträge haben mir Denkimpulse und Einblicke in unterschiedliche Unternehmenskulturen gegeben. Solche Einblicke nehme ich gerne auf und integriere sie in meine Arbeit. Ich berate häufig Organisationen und Unternehmen in Veränderungssituationen. Dabei spielen Werte eine große Rolle. Sie sind ein Kompass und geben uns Orientierung auf dem Weg zum Ziel. Mein Dank geht an die Initiatoren und die Stadt Oberursel für diese herausragende Veranstaltung.“ Friedrich J. Graf, Consultant aus Zwingenberg, bedankte sich für „einen Kongress auf internationalem Niveau mit Themen am Puls der Zeit“.
Für Wilfried Abt, Kommunalpolitiker aus Oberursel, waren naheliegendere Highlights besonders erwähnenswert: „Mit am interessantesten fand ich den Part zur Stadtentwicklung am zweiten Tag des Kongresses. Hier wurden sehr konkrete Wege aufgezeigt, wie man die bauliche Entwicklung vorantreiben und damit die Innenstadt beleben kann – auch in Oberursel. Insgesamt eine Super-Veranstaltung mit bedeutenden Persönlichkeiten, die mir sehr gut gefallen hat.“ Es war durchaus ein Wagnis des fokus O. – Forum der Selbständigen Oberursel, einen Kongress außerhalb Frankfurts zu initiieren, der inhaltlich die Megatrends unserer Zeit ansprach, der äußerst prominent besetzt war und dessen Organisation in den Händen von Menschen lag, die voll berufstätig sind und hier eine Vision realisierten. Doch auch die eher nüchternen, aber objektiven Auswertungsbögen zeigen, dass der Werte- und Wirtschaftskongress ins Schwarze getroffen hat. 98 Prozent der Besucher, die den Bogen ausfüllten, gaben an, dass die Beiträge thematisch gut ausgewählt waren und gut bis sehr gut präsentiert wurden. Über 90 Prozent erhielten Impulse für ihre weitere berufliche oder sonstige Tätigkeit und ebenso viele würden die Veranstaltung anderen weiterempfehlen, wenn sie wiederholt würde.
Eine Steilvorlage für das Team Michael Reuter, Anke Berger-Schmitt, Werner Ronimi und Manuela Wehrle sowie weitere Ehrenamtliche, die an den beiden Seminartagen Engagement und Know how einbrachten. Neben den vielen Mails, Briefen, Anfragen nach Kontakten usw., die nun täglich eintreffen und zu beantworten sind, denkt das Team bereits jetzt über eine Fortsetzung in zwei Jahren nach. Die vier Initiatoren sind sich einig: „Als wir mit den Planungen für den Kongress begannen, hielten wir es kaum für möglich, fast alle Wunschreferenten nach Oberursel zu bekommen. Offensichtlich hat der thematische Spannungsbogen aus Werten und Wirtschaft gegriffen und überzeugt. Die lange Vorbereitungszeit von mehr als eineinhalb Jahren hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir freuen uns darüber, dass dem Kongress neue Ideen und Taten folgen – sei es im Alltagsgeschäft der Teilnehmer, bei neuen privaten Initiativen, in der Zusammenarbeit mit jungen Leuten und nicht zuletzt bei uns im fokus O.“